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Sanierung Altes Schulhaus

Das Alte Schulgebäude wurde 1782 als Amtshaus der Burg Friedberg erbaut. Es diente zunächst als Sitz der Verwaltung des Freigerichtes durch die reichsunmittelbare Burg Friedberg sowie als Gemeindeverwaltung, seit Einführung der Schulpflicht in Oberhessen als Schule und Wohnung für Lehrkräfte.

Von der ursprünglichen Hoheitlichen Funktion der Burg Friedberg bis 1806 zeugt das heute noch der im Giebel zu sehende Reichsadler sowie die Jahreszahl 1782.

Auf dem freien Platz vor dem Schul-Rathaus stand der Dorfbrunnen, die heutige Weed, mit einer Linde, die zur Sommerzeit eine angenehme Kühle verbreitete. So ausgestattet war die Weed im Zentrum des Dorfes ein beliebter Treffpunkt der Bürger und wurde als Viehtränke genutzt, wie Frau Dr. Luise Pickert, ehemalige Pfarrerin in Kaichen aus ihren Nachforschungen schloss.

Im damaligen Schul-Rathaus war vermutlich auch die Gerichtsstube mit der sogenannten Gerichtslade untergebracht. Diese war aus Holz mit Eisenbeschlägen und verschließbar - der Tresor der damaligen Zeit.

Als sozialer und kultureller Mittelpunkt von Kaichen wurde das Schul-Rathaus dann in vielfältiger Weise genutzt. 130 Schulkinder und zwei Lehrkräfte brachten die Räumlichkeiten aber schon 1841 an und über ihre Grenzen. So wurde 1902 die neue Schule am Ortsrand gebaut.

Nach 1902 wurde das Alte Schulhaus auch als Wohnhaus für Kaichener Bürger genutzt. Die Gemeindeverwaltung wurde in einem Neubau untergebracht.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Alte Schulhaus von der Deutsche Wehrmacht genutzt (ca. 1940) und diente bis zum Kriegsende als Lager für Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter bei den Kaichener Landwirten arbeiteten.

Seit 1945 wird das Alte Schulhaus als Wohnhaus für Kaichener Bürger genutzt. Durch die Jahre weist das Gebäude inzwischen aber einen eklatanten Sanierungsrückstand auf. Sanitäre Anlagen, Heizung und Strom entsprechen schon lange nicht mehr dem aktuellen Stand und das äußere Erscheinungsbild erinnert nur noch entfernt an die einstige Strahlkraft des Gebäudes.

Was soll gemacht werden?

Nach den Vorstellungen der Kaichener Bürger soll das Alte Schulhaus von Grund auf renoviert und wieder ein zentraler Punkt im kulturellen und sozialen Leben Kaichens werden. Gleichzeitig spielt bei allen Überlegungen die inzwischen chronisch angespannte Lage der Stadt eine wesentliche Rolle. Jedes Nutzungskonzept muss daher eine dem Gebäude angemessene Nutzung sicherstellen und zumindest die laufenden Kosten des Unterhalts erwirtschaften.

Unter diesen Zielvorgaben erstellt der DEK ein Nutzungskonzept und stimmt dies mit der Stadt und den zuständigen Denkmalbehörden ab. Unter anderem ist die folgende Überlegung derzeit in der Diskussion.

Im Obergeschoss könnten zwei kleinere Wohnungen an Single- oder Studentenhaushalte vermietet werden. Damit könnte zumindest für einen Teil des Gebäudes eine marktübliche Miete erzielt werden. Im Erdgeschoss könnten zwei kleinere Tagungsräume museal ausgestaltet und Vereinen sowie anderen Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Nebenkosten würden von den Mietern bzw. den Nutzern übernommen, so dass für die Stadt keine laufende finanzielle Belastung entstünde.

Was ist geschehen?

2012 wurde im Auftrag der Stadt ein Schadenskataster erstellt und vom DEK ein NUtzungskonzept entwickelt. Nachdem sich die Gremien der Stadt 2015 mit dem Thema befassen konnten, wurden am 15.09.2015 Eckpunkte des Schadenskatasters sowie des Nutzungskonzeptes auf Basis einer Zusammenfassung sowie einer Präsentation in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- mit dem Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Wesentlichen Ergebnisse wurden ebenfalls noch in 2015 allen Ausschüssen und dem Stadtparlament vorgestellt und in einer Handreichung zusammengefasst.

Nachdem die städtischen Gremien Ende 2015 der Sanierung grundsätzlich zugestimmt hatten, wurde das Büro für Architektur und Denkmalpflege Anfang 2016 als Architekt beauftragt. Parallel zur Detaillierung der Pläne haben Mitglieder des DEK mit in Kaichen untergebrachten Flüchtlingen im Frühjahr 2016 das Gebäude ohne Zeit- oder Kostenüberschreitungen entrümpelt, in Abstimmung mit den Denkmalbehörden nicht bauzeitliche Wände, Türen usw. zurück gebaut und das Gebäude weitgehend entkernt.

Im August 2018 haben schließlich die tatsächlichen Sanierungsarbeiten unter Leitung der Stadt ohne weiteres Mitwirken des DEK begonnen. Ein einmal geplanter Fertigstellungstermin Anfang 2020 musste verschoben werden. Nach Aussagen der Stadt aus dem Sommer 2020 sollte die Fertigstellung spätestens Ostern 2021 erfolgen. Dieser Termin wurde im März 2021 aber erst auf September 2021, dann im Juni 2021 auf "nicht vor 2022" verschoben. Dieser Termin konnte schließlich mit der Einweihung des restaurierten Gebäudes am 03. Oktober 2022 gehalten werden. Eine Broschüre und eine kurze Rede zur Einweihung erinnert an die Geschichte des Gebäudes und die lange Sanierung.