Seit Beginn dieser Woche ist in Niddatal-Assenheim ein besonderes Kleinod
zu bewundern. Im Eingangsbereich des Rathauses / Bürgerhauses ist ein Diorama
aufgebaut, das die vordere Brunnenstraße mit der „Weed“ und dem „Alten
Schulhaus“ (Amtshaus) in etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigt. Es sind
neben heut noch vorhandenen Gebäuden unter Anderem die „Weed“ in ihrer
ursprünglichen Form als Wagenschwemme und Dorfbrunnen, die 1948 abgerissene „Alte
Schmiede“ mit Wohnhaus und die „Alte Schule“ ohne den Sanitäranbau aus den
1980er Jahren zu bestaunen. Die Häuser im Architekturmaßstab 1:50 sind
teilweise mit einer Beleuchtung ausgestattet, die bei einbrechender Dunkelheit
per Zeitschaltuhren im halbstündigen Rhythmus geschaltet werden. Als besonderes
Schmankerl ist eine Nachbildung des historischen Etagenkarussells zu sehen, das
bis in die 1970er Jahre alljährlich die Attraktion der Kaicher Kerb war.
Angetrieben von dem Gedanken, in der Kaicher Bevölkerung die Einsicht in
die Notwendigkeit der Restaurierung und Wiederherstellung des Amtshauses „Alte Schule“
zu befördern, machte der Kaicher Heimat- und Familienforscher Heinz Fink sich
2014 ans Werk, dieses „Alte Schulhaus“ im Modell maßstäblich und detailgetreu
nachzubilden. Unterstützt wurde er dabei durch das DEK-Mitglied Bernd Reichert und
den Verein „Dorfentwicklung Kaichen e.V.“. Die „Bauarbeiten“ dauerten etwa ein
gutes Jahr. Danach stellte man fest, dass das Modell allein seine Wirkung nicht
voll entfalten konnte. Was in der Realität bislang kaum aufgefallen war, trat
nun am Modell überdeutlich zutage: Die
vordere Brunnenstraße in Kaichen, die „Borngass“, ist in Aufbau und Struktur
ein untrennbares Ensemble und ein einziges, zusammengehöriges Denkmal.
Dieses Ergebnis ergaben denn auch die Forschungen in Bezug auf die
Geschichte der Gebäude. Seit der Zeit des Übergangs vom 17. auf das 18. Jahrhundert
hatten - ohne Ausnahme - alle diese Häuser hoheitliche Funktionen im
Freigericht und waren für ein intaktes Gemeinwesen und wirtschaftlichen
Wohlstand unabdingbar!
Daher war es nur folgerichtig, die den Dorfplatz an der Weed umgebenden
Häuser und Hofreiten ebenfalls im Modell darzustellen. Damals wie heute ist
nicht nur in der Wirklichkeit der Baugrund rar, sondern auch im Modell. Deshalb
sind die betreffenden Grundstücke nicht in ihrer kompletten Ausdehnung
ausgeführt, sondern nur auf der, der Straße zugewandten Seite detailgetreu
nachgebaut. Dabei wurden überwiegend Materialien verwendet, wie sie auch im
Maßstab 1:1 zur Anwendung kommen. Diese Arbeit nahm ein gutes weiteres Jahr in
Anspruch.
Das Ensemble bildet nun die Zeit zu Beginn der 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts ab. In diesen Jahren bis etwa Anfang 1970er war in Kaichen die „Kerb“
noch das größte Fest des Jahres, und das Wahrzeichen der „Kaascher Kerb“ war das Etagenkarussell der Fa. Schwarz aus
Nieder-Gründau, das Jahr für Jahr nicht nur von den Kindern, sehnlichst
erwartet wurde. Deshalb hat es nun auch einen würdigen Platz auf dem
Brunnenstraßen-Diorama gefunden.
Die Anlage wird noch bis nach Weihnachten am Niddataler Rathaus zu sehen
sein.
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Näheres zu diesem Thema können interessierte Bürger auch in einem Bildband nachlesen, dem „Buch zum Modell“ sozusagen, mit dem Titel:
„Kaichener Geschichte(n) – Das Dorf, die Häuser
und die Menschen“
welches Sie beim Autor unter heinz.fink.private@t-online.de bestellen können.
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